AKTUELLES
Rechtzeitig fertig geworden
Text: Monika Walter | Foto (Header): © Forum Verlag Herkert GmbH
In guter Tradition öffneten auch in diesem Herbst vier neue Bauhöfe ihre Tore. Gemeinsam hatten alle, dass sie noch vor den aktuellen Kostensteigerungen fertiggestellt wurden. Und dass es dort viel zu sehen gibt.
Auszug aus:
der bauhofLeiter
Ausgabe Dezember 2022
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Ein aktuelles Thema, das die Bauhöfe umtreibt, die Gelegenheit sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und in einer Kommune den neuen Bauhof zu besichtigen: Dieses Dreier-Gespann lockte auch 2022 wieder viele Bauhofmitarbeitende zu den bauhofLeiter Praxistagen. In diesem Jahr durften wir den Baubetriebs- und Wertstoffhof in Ahlen (NRW) sowie die Bauhöfe von Mutterstadt (RP), Sennfeld (BY) und Dasing (BY) besuchen.
Aber bevor uns die Gastgeber einen Blick auf ihre Hallen, Werkstätten und den Fuhrpark gewährten, gab es jeweils einen umfangreichen Vortrag von Uwe Laib, der als Kommunalberater und ehemaliger Bauhofleiter seine Erfahrungen und Ideen zur erfolgreichen Personalplanung zwischen Bürgeranspruch und Kosteneffizienz weitergab. Währenddessen und natürlich in den Pausen blieb genug Zeit für Rückfragen, Diskussionen und den Austausch untereinander.
So kam z. B. in Dasing heraus, dass der Personalstundensatz unter den Anwesenden mit 35 bis 50 Euro kalkuliert wird. Zum Vergleich verwies Uwe Laib im Bereich Grünpflegearbeiten auf die Werte der GALK-Tabelle, die kostenfrei unter www.galk.de eingesehen werden können.
Deutlich wurde auch, dass den Bauhöfen durchaus klar ist, was sie leisten können. Doch dieses Wissen fehlt in der Politik und der Öffentlichkeit leider noch zu häufig.
Am Vormittag konnten sich die Teilnehmenden auch über die Produkte der anwesenden Hersteller informieren. An allen vier Standorten waren die Softwarelösungen von Cadmap vertreten. Geschäftsführer Dr. Joachim Thiel hielt zudem einen Impulsvortrag zu „Herausforderungen in Zeiten von Personal- und Ressourcenengpässen“, der eine passende Ergänzung zu den Ausführungen Uwe Laibs darstellte. Außerdem präsentierte die Firma Infotech in Ahlen, Mutterstadt und Dasing ihr Angebot an Telematik-Lösungen.
Nach dem Mittagessen fuhr die Gruppe dann zu den nahegelegenen Bauhöfen zu Besichtigung und Austausch.
Alles aus einer Hand in Ahlen
Die nordrhein-westfälische Stadt Ahlen kümmert sich neben den klassischen Bauhofaufgaben auch komplett um die Entsorgung und das Recycling des Mülls. Deshalb ist das Gelände mit einer Gesamtfläche von 41.200 m² (davon 21.000 m² Betriebshof, 8.500 m² Wertstoffhof, 7.100 m² Bodenlager und 4.600 m² Regenrückhaltung) auch etwas größer als ein klassischer gemeindlicher Bauhof.
Für den Neubau entschied man sich u. a., um Kompetenz und Arbeitsplätze weiterhin vor Ort zu haben, denn immerhin sind 170 Mitarbeiter bei den Ahlener Umweltbetrieben beschäftigt. Die Kosten für den Bau, der 2018 begonnen wurde und im Mai 2020 bezogen werden konnte, liegen nach aktuellem Abrechnungsstand bei ca. 26 Mio. Euro.
Weitsichtige Planung in Mutterstadt
Im rheinland-pfälzischen Mutterstadt war ein Neubau nötig geworden, da das alte Gebäude sehr ungünstig gelegen war: Mitten in einem alten Wohngebiet mit engen Straßen und direkt neben einer Grundschule platziert, stellte das Führen von Großfahrzeugen ein zu großes Sicherheitsrisiko dar. Hinzu kamen sich häufende Beschwerden der Anwohnerschaft über den täglichen Betriebslärm.
Der Neubau nahm rund 15 Monate in Anspruch, die Planungszeit von ca. 1,5 Jahren ist hierbei nicht mitgerechnet. Die 6 Mio. Euro scheinen dabei weitsichtig angelegt zu sein. Die modulare Bauweise sorgt dafür, dass an der Fahrzeughalle bei Bedarf angebaut werden kann, zudem sind im Bereich des Verwaltungstrakts bereits Räume zur späteren Büronutzung vorgesehen.
Neben Leiter Thomas Bauer arbeiten auf dem Mutterstädter Bauhof 27 Männer und eine Frau. Die Aufgabenprofile umfassen u. a. Gärtner, Elektriker, Landmaschinenschlosser, Schreiner und Hausmeister. Der beeindruckende Fuhrpark der Gemeinde mit ca. 14.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sowie einer Gesamtfläche von 2.050 ha umfasst 32 Fahrzeuge, begonnen beim Lkw mit 26 t bis hin zur Ape als Kleinfahrzeug.
Das Einzugsgebiet des Bauhofs sorgt für vielfältige Aufgaben. 65 ha Grünflächen, 17 Spielplätze, acht Abwasserpumpwerke, je zwei Grundschulen, Kitas und Friedhöfe sowie das Kongresszentrum, eine Waldfesthalle und eine Sportanlage mit Rasen- und Kunstrasenfläche und einem Bolzplatz werden hier bewirtschaftet. Unterhaltung, Instandsetzung und Prüfung der Liegenschaften sowie Pflege und Neuanlegen der Grünflächen und Spielplätze sind die Haupttätigkeiten. Im Bereich des Straßenbaus sind die Bauhofmitarbeitenden nur bei Kleinreparaturen selbst im Einsatz, größere Arbeiten werden hier fremdvergeben.
SEK Bauhof in Sennfeld
Bürgermeister Oliver Schulze machte im fränkischen Sennfeld kein Geheimnis daraus, dass er uneingeschränkt hinter seinem „orangen Sondereinsatzkommando“ steht. Damit der Bauhofneubau mit Kosten in Höhe von ca. 3,8 Mio. Euro sowohl im Gemeinderat als auch bei den Bürgern Akzeptanz findet, zeigt der Bürgermeister bei möglichst jeder Gelegenheit durch Fotos, was die 15 Mitarbeiter leisten, z. B. wenn es darum geht, nachts Gullys zu leeren, bevor es zum Hochwasser kommt.
Bauhof sucht…
Der Bauhof Burgpreppach sucht für seinen Maschinenpark ein Grader Planierschild Zwischenachswegebaugerät für den Fendt GT 380. Vielleicht hat eine Kommune keine Verwendung mehr dafür. Manfred Schirdewahn freut sich über Angebote an bauhof@burgpreppach.de.
Beim offiziellen Fest zum Einzug im Bauhof berichtete der Planer, dass man noch rechtzeitig fertig geworden sei. Denn dieser Bau würde mittlerweile geschätzt knapp 100.000 Euro mehr kosten. Froh ist man auch über die PV-Anlage auf dem Gebäude. Allein im sonnigen August wurde der Gemeindekasse eine Einspeisevergütung von knapp 25.000 Euro überwiesen. Das Thema Energiesparen ist trotzdem wie bei allen Kommunen ein Thema.
Noch Platz für Wünsche in Dasing
Die letzte Station 2022 fand bei regnerischem Wetter in der Gemeinde Dasing statt. Dort entstand ebenfalls am Ortsrand auf 6.700 m² nach 20 Jahren Vorbereitung für 3 Mio. Euro ein neuer Bauhof, der nach zweijähriger Bauzeit im April 2020 bezogen werden konnte. Um das noch aktiv miterleben zu können, verschob der damalige Bauhofleiter sogar den Eintritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger Christoph Schweizer kümmert sich nun mit seinem sechsköpfigen Team um die Belange der 6.000-Einwohner-Gemeinde. Dazu gehört auch die Wasserversorgung für 1.000 Hausanschlüsse im Kernort und die Pflege der 300 Hydranten. Besonders stolz ist Bürgermeister Andreas Wiesner, dass sein Bauhof als einziger im Landkreis Aichach-Friedberg die BImSch-Genehmigung erhalten hat und jetzt auch Abfälle wie Erdaushübe lagern darf. Auch wenn Wiesner, Schweizer und stellvertretender Bauhofleiter Thomas Fischer sich über den neu gewonnen Platz und die großzügigen Hallen freuen, gibt es auch noch Wünsche für die Zukunft, etwa Überdachungen für den Lagerplatz oder eine Hebebühne in der Werkstatthalle.
Zeit für das Gespräch stand allerorts ausreichend zur Verfügung. Gegen 16 Uhr löste sich die Gruppe dann auf – mit durchweg positivem Feedback für Organisation und Betreuung; und vielen Anregungen für den eigenen Bauhof.
In eigener Sache:
Der bhl Praxistag: Unser Kombiangebot für Bauhofmitarbeiterinnen und -mitarbeiter:
Vormittags im Hotel fortbilden, nachmittags mit Gleichgesinnten auf einem nahegelegenen Bauhof austauschen.
Auf www.bauhof-leiter.de stellen wir demnächst die Termine für Herbst 2023 online.
Unser großer Dank geht an die Bauhöfe, die für uns ihre Tore öffnen, in diesem Jahr in Ahlen, Dasing, Mutterstadt und Sennfeld!
Die Autorin
Monika Walter
Redaktion bauhofLeiter