ARBEITSSICHERHEIT

Blackout

Text: Monika Walter | Foto (Header): © Gemeinde Plüdershausen

Was kommt auf Kommunen zu, wenn Strom, Beleuchtung, Telekommunikation und Wasserversorgung ausfallen? Einige Kommunen führen bereits Blackout-Übungen durch, um gewappnet zu sein.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe Juni 2023
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Bei einem Blackout handelt es sich nicht nur um einen (europaweiten) Stromausfall, sondern um den Kollaps fast aller Versorgungsinfrastrukturen. Telekommunikation mit Handy, Festnetz und Internet, Verkehr und Logistik, Treibstoffversorgung, Wasserver- sowie Abwasserentsorgung, Finanzwesen, Produktion etc. sind davon betroffen. Während die Stromversorgung wahrscheinlich rasch wiederhergestellt werden könnte, würde der Wiederanlauf der Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern erheblich länger dauern.

Mittlerweile wird die Gefahr eines Blackouts vom Innenministerium als unwahrscheinlich eingestuft und Experten rechnen dann mit einem Ausfall von „nur“ 72 Stunden.

Mit diesen Einschätzungen arbeitet auch die bayerische Stadt Fürstenfeldbruck bei ihren Blackout-Notfallplänen. Das Rathaus soll dabei zentrale Anlaufstelle sein. Über neu angeschaffte Satelitentelefone können Bürger dort Notrufe tätigen. Auch ein Notstromaggregat wird dann von den Stadtwerken zur Verfügung gestellt. Die Wasserversorgung ist laut Stadtwerken für mindestens 30 Tage sichergestellt. Bei der Entsorgung könne das Klärwerk auf Grundlastbetrieb umgeschaltet werden. Der Bauhof hat Treibstoffreserven angelegt, um z.B. im Winter für freie Straßen für Rettungs- und Einsatzkräfte sorgen zu können.

Die größte Herausforderung sieht die Feuerwehr auf sich zukommen: Erstens werden durch die eingesetzten Kerzen mehr Brände entstehen und zweitens stehen in der ganzen Stadt die Aufzüge still. Wie viele es sind, ist unklar. Die Floriansjünger gehen davon aus, dass es bis zu zwei Tage dauert, bis alle befreit sind.

 

Anlaufstelle ist wichtig

Überall, wo es Überlegungen zu einem Krisenfall gibt, ist ein erster Punkt zu klären: Wo ist eine zentrale Anlaufstelle? So hat die bayerische Stadt Münnerstadt den leerstehenden Bahnhof so aufgerüstet, dass er im Ernstfall genutzt werden kann. Es wurden die Toiletten wieder instand gesetzt, der Öltank ist gefüllt und ein Generator steht bereit. Im Rathaus gibt es zwar eine moderne Ausrüstung, aber die Gasheizung ist im Blackout-Fall weniger wahrscheinlich nutzbar als die alten Ölbrenner im Bahnhof. Außerdem wurden Verlängerungskabel, Transportboxen und Whiteboards angeschafft, Stühle und Tische bereitgestellt.

Damit die Kernstadt mit zehn Dörfern, verteilt auf 93 km², erstmal ohne Hilfe eine Katastrophenlage meistern kann, ist es Bürgermeister Michael Kastl wichtig, alle Feuerwehren im Stadtgebiet, auch die kleinste Dorffeuerwehr, zu erhalten, zu unterstützen und mit den erforderlichen Mitteln auszustatten. So wurden alle Feuerwehren im letzten Jahr zusätzlich zu ihrer gewohnten Ausrüstung mit Notstromaggregaten, Beleuchtungs- und Heizmitteln, Lagekarten und weiterem Material versorgt. In den Feuerwehrhäusern wurde eine Notstromeinspeisungsmöglichkeit eingerichtet. Neben dem Digitalfunk wurden Möglichkeiten geschaffen, dass auch bei längerem Stromausfall eine Sprechverbindung zu allen Stadtteilwehren gegeben ist.

Der städtische Bauhof wurde ebenfalls mit Hilfsmitteln für den Katastrophenfall ausgestattet. Ihm kommt im Ernstfall eine schwerpunktmäßig logistische Rolle zu. Auch zwei mobile Lautsprecheranlagen für Durchsagen stehen bereit, die mit wenigen Handgriffen auf die Bauhoffahrzeuge montiert werden können. Um nach all der Vorbereitung zu sehen, ob das Geplante auch wirklich funktioniert, führte die Stadt Münnerstadt am 1. April 2023 eine gemeinsame Katastrophenschutzübung zum Thema „großflächiger Blackout“ durch.

Bewährtes zahlt sich aus
Das Thema Notstromversorgung ist für die Stadt Münnerstadt nicht ganz neu. Bereits vor Corona in 2020 wurde in der eigenen Wasserversorgung ein Notfallkonzept festgelegt, um einen uneingeschränkten Betrieb der Trinkwasseranlagen bei einem Stromausfall zu gewährleisten. Hierzu sind bereits sämtliche Bauwerke für eine mögliche Notstromeinspeisung vorgerüstet worden, um die Hochbehälter der Stadt im Wechsel befüllen zu können. Zwei mobile Notstromaggregate zwischen 60 und 80 kVA stehen hierzu zur Verfügung. Außerdem ist der Hauptsitz des Wasserwerks, in dem die gesamte Steuer- und Regelungstechnik sitzt, mit einem stationären Aggregat ausgerüstet.

Da der Wassermeister der Stadt gleichzeitig der Feuerwehrkommandant der Kernstadt ist, konnten die Erfahrungen aus der Wasserversorgung mitgenommen werden und auf die weiteren Bauwerke der Stadt und das Katastrophenschutzkonzept angewendet werden.

Sowohl Mitarbeiter vom Bauhof als auch vom Wasserwerk sind in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Bauhofleiter Stefan Sluzar und Feuerwehrkommandant Robert Müller greifen somit auf einen Pool von Arbeits- und Einsatzkräften zurück, die sich sowohl im Bauhof als auch in der Feuerwehr auskennen.

Durch Bauhofleiter Stefan Sluzar wurden in den vergangenen Jahren kontinuierlich Haushaltsmittel angefordert, um den Bauhof zu modernisieren und technisch auf den neuesten Stand zu bringen. Neben den sanitären Anlagen, den Hallendächern und neuen elektrischen Hof- und Hallentoren wurde auch das vorhandene Tanklager mit 5.000 l Diesel saniert und ein Abtankplatz mit neuem Ölabscheider installiert. Im Falle eines Stromausfalls wird die Dieselpumpe in der Tankstelle mit einem kleinen Notstromaggregat als Insellösung einfach weiterbetrieben. Die großen Stromaggregate im Wasserwerk laufen ebenfalls mit Diesel. Somit könnte die Stadt über einen längeren Zeitraum die Fahrzeuge von Bauhof und Feuerwehr sowie die Notstromaggregate weiterbetreiben, ohne auf externe Tankstellen zurückgreifen zu müssen.

Bei der Übung zeigte sich nun, wie gut die Stadt insgesamt bereits ausgerüstet ist.

Neue Lautsprechersirenenanlagen kommen
Im laufenden Jahr werden noch die Sirenenanlagen auf neue Lautsprechersirenenanlagen umgerüstet. Hierdurch hat die Stadt zukünftig die Möglichkeit, in den Ortsteilen und der Kernstadt die Bevölkerung flächendeckend über besondere Vorkommnisse zu informieren. Eine Trinkwasserverunreinigung und ein nötiges Abkochgebot würden etwa sofort für alle Bürger bekannt gemacht.

 

Gemeinsame Katastrophenschutzübung

Die Gemeinde Plüderhausen in der Region Stuttgart hofft natürlich, dass entsprechende Ereignisse, wie Hochwasser, Sturmtief oder der flächendeckende Stromausfall vor Ort, nie auftreten werden. Aber es gilt, für den Fall der Fälle gerüstet zu sein.

An einem Samstag im Februar 2023 hat deshalb in Plüderhausen eine gemeinsame Katastrophenschutzübung von Freiwilliger Feuerwehr, DRK, Polizei, Bauhof und Gemeindeverwaltung mit insgesamt ca. 60 Teilnehmenden stattgefunden. Das Szenario, ein mehrtägiger flächendeckender Stromausfall im Remstal, war nur einem kleinen Vorbereitungsteam bekannt, sodass möglichst realitätsnah geübt werden konnte.

Bereits um 8 Uhr wurde als Auftakt der Übung seitens der Leitstellen Alarm für Feuerwehr und DRK ausgelöst. Eine Person war in einem stehengebliebenen Aufzug eingeschlossen und benötigte dringend medizinische Hilfe. Gegen 08:15 Uhr ging bei Bürgermeister Benjamin Treiber die entsprechende Meldung der Feuerwehr ein, woraufhin er den Verwaltungsstab zusammenrufen ließ. Anhand einer der Checklisten, die für verschiedene Krisen vorbereitet wurden, und der Einsatzpläne wurde die verschiedenen Aufgaben abgearbeitet. Wie in einer realen Katastrophenlage kam der Krisenstab mehrmals zu Besprechungen zusammen.

Die Kommunikation zwischen Feuerwehr und DRK lief über das BOS-Funksystem. Für die Verwaltung wurden entsprechende Geräte angeschafft, wobei Rathaus und Feuerwehrhaus sich auch persönlich abstimmen konnten, weil sich die beiden Gebäude direkt gegenüberstehen.

Zu bewältigende Aufgaben waren u. a. die Information der Bevölkerung, die Kommunikation mit den anderen Behörden sowie den beteiligten Organisationen und der Umgang mit der Wasserversorgung. Außerdem musste auf verschiedene Meldungen, Presseanfragen und aufgebrachte Bürger reagiert werden. Auch eine simulierte Pressekonferenz wurde vorbereitet und durchgeführt. Das Notstromaggregat im Keller des Feuerwehrgebäudes wird zwar monatlich zu Testzwecken in Betrieb genommen, im Rahmen der Katastrophenschutzübung wurde nun jedoch ein mehrstündiger Testlauf unternommen, welchen dieses erfolgreich bestanden hat. Der Gemeinderat hatte in der Vergangenheit schon eine Erweiterung der Kraftstoffbevorratung am Bauhof beschlossen. Die Verteilung sowie der Transport zum Feuerwehrhaus wurden ebenfalls im Rahmen der Übung durchgeführt.

Teil des Übungsszenarios war ein Ausfall der Wasserversorgung im Ortsteil Walkersbach. Um eine Versorgung mit Trinkwasser vor Ort zu gewährleisten, stellte der Bauhof die Frischwasserversorgung des Teilorts sicher. Dazu wurden vor einiger Zeit ein paar entsprechende Tanks angeschafft.

Das Fazit der Übung fiel bei einer Nachbesprechung aller beteiligten Organisationen durchweg positiv aus. Es wurden – was in ausdrückliches Ziel der Übung war – auch verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten und zu lösende Herausforderungen erkannt, die nun angegangen werden. Zum Beispiel die anstehende Notstromversorgung des Schulzentrums als Notfalltreffpunkt. Und dass die Bauhofmitarbeiter alle noch mal zur korrekten Beladung und Ladungssicherung beim Transport geschult werden. Einig waren sich alle Beteiligten, dass es wichtig ist, immer wieder Katastrophenschutzübungen durchzuführen.

 

Wasserversorgung gesichert

Auch in Oberösterreich, genauer gesagt in der Stadtgemeinde Freistadt, will man vorbereitet sein. „Eine unserer zentralen Aufgaben im Blackout-Fall ist es, die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser sowie die Abwasserentsorgung sicherzustellen“, sagt Stadtamtsleiter Florian Riegler. Pumpwerke, Hochbehälter, Entsäuerungsanlagen sind von elektrischem Strom abhängig. Im Blackout-Fall müssen sie mit Notstromaggregaten versorgt werden. „Wir sind gut aufgestellt. Unsere wichtigsten Anlagen in der Wasserversorgung sind mit fixen Notstromaggregaten ausgestattet. Einzelne Drucksteigerungsanlagen, die es für höhergelegene Häuser braucht, können wir im Krisenfall stundenweise mit transportierbaren Notstromaggregaten betreiben“, führt Zivilschutzbeauftragter Martin Danner näher aus. Er ist im Stadtamt für die Blackout-Vorbereitungen zuständig.

Damit im Krisenfall dann auch jeder Handgriff sitzt, wurde die gesamte Bauhof-Mannschaft Anfang des Jahres 2023 entsprechend geschult. „Alle Mitarbeiter können diese Aufgabe im Krisenfall erledigen. Das ist wichtig, da wir im Falle eines Blackouts nicht sicher wissen, wer tatsächlich zur Arbeit kommen kann“, erläutert Danner.

Außerdem sind für diese Ausnahmesituation drei Selbsthilfe-Basen für die Bevölkerung vorgesehen – im Norden, im Süden und im Zentrum der Stadt, damit sie für alle fußläufig erreichbar sind. Selbsthilfe-Basen sind Anlaufstellen für Menschen, die dringend Hilfe benötigen, genauso wie für Menschen, die ihre Hilfe anbieten können. Sie sind mit Funk ausgestattet, damit in Notfällen Notrufe an die Einsatzorganisationen abgesetzt werden können.

Die Autorin

Monika Walter Redaktion „der bauhofLeiter“

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