ERFAHRUNGSBERICHTE UND INTERVIEWS

Akku-Profigeräte im Test – Ein Einsatz im richtigen Leben

Text: + Foto (Header): © Ralf Hermann Melber

Ausgangsbeschränkungen, ausgefallene Messen, Maske auf beim Händlerbesuch – unter erschwerten Bedingungen war es uns möglich, verschiedene Geräte mit Akku-Antrieb zu testen. Allesamt stammen aus einer Auswahl namhafter Hersteller, die sich gerne spontan dazu bereit erklärt hatten, einige ihrer Innovationen auf Herz und Nieren testen zu lassen. Wir wollten wissen, wie es um die Leistung der Geräte für den professionellen Einsatz auf dem Bauhof bestellt ist, und haben uns dafür in Ihre Lage versetzt.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe Juni 2020
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Nebenberuflich gilt mein Augenmerk u. a. kommunalen Streuobstwiesen, aber auch Flächen entlang öffentlicher Straßen, so z. B. an einem kleinen Museum, das ich betreue. Die entsprechenden Grünflächen boten somit genügend Portfolio für den Stresstest. Was stecken die akkubetriebenen Helfer weg, wo sind ihre Grenzen?

Tinnitusgeplagt und in den Fünfzigern verlangt einen nach Gerätschaften, die den Körper insgesamt nicht mehr so hernehmen und doch längeres Arbeiten mit Freude ermöglichen. Klar, dass die Benziner ihr leistungsstarkes Werk tun, doch allein schon das Anwerfen vermisse ich auf Dauer nicht, wenn der Betrieb auf Knopfdruck ebenso gut möglich ist.

Akku-Rasenmäher, unebenes Gelände und hoher Graswuchs

Ein Handelsvertreter und ein Anwendungsberater der Firma SABO, die zu zum John-Deere-Konzern gehört, rückten mit einer Reihe an Gerätschaften an. Wir trafen uns noch während der Zeit verbotener Spielplatzbesuche in Heroldingen, einem Stadtteil von Harburg (Bayern), über 80 km vom Verlag entfernt. Die angrenzenden Hochgraswiesen unter den Streuobstbäumen schienen mir gerade recht, endlich herauszufinden, welche Rasenmäher mit höherem, fetten Graswuchs fertigwerden. Schließlich hängen Äste spätestens bei reichem Fruchtbehang weit herunter, weshalb mit Aufsitzmähern nicht viel zu machen ist. Hanglagen boten ebenfalls genügend Raum, um das Rasenmäherverhalten auch dort zu prüfen. Schon zu Beginn ließ Anwendungsberater Michael Hofmann schon mal ordentlich Wasser auf die BOSCH-Akkus laufen – von wegen nur „Spritzwasser“!

Stundenlang durfte ich die Rasenmäher mit 48 bzw. 53 cm Schnittbreite über unebene Flächen mit verschiedensten Grassorten laufen lassen. Der Fangsack war natürlich beim 53-PRO VARIO AC schneller voll als beim 48-PRO VARIO AC. Schließlich ließ ich ihn weg, um durchaus in kniehohe Gewächse zu steuern. Wenn es wirklich nötig war, leichte Verstopfungen zu beseitigen, geschah dies ruckzuck beim Umwenden, ohne auch nur auf irgendeinen Vergaser, Sprit- oder Öltank achten zu müssen. Ein SABO-Vertreter scherzte nur, dass auf der linken Seite die Watt und auf der rechten die Volt herausfallen würden.

Mit dem Profi-Akkusystem Power Unit können die Akkus während des Tageseinsatzes am Fahrzeug geladen werden. Sind diese leer, lässt sich das Gerät durch Bedienung des Antriebsbügels noch bis zum Fahrzeug bewegen, ohne schieben zu müssen.

Zum Vergleich durfte ich in nicht weniger unebenem Gelände den Benziner Profi-Mulchmäher 53-PRO M VARIO mit Yamaha-Motor ausprobieren. Dieser mulcht das Material derart weg, dass man sich fragt, wo es geblieben ist. Allerdings merkte ich beim Wechsel den deutlichen Unterschied wegen der vergleichsweise hohen Vibration. Spätestens dann fiel mir auf, wie schonend es sich für Ohren, Atmung und Muskulatur mit den Akkumähern arbeiten lässt. Der kleine Akkumäher 43-PRO ACCU – ideal für den Friedhofseinsatz – und die Motorsense bestätigten diesen Eindruck hernach noch am Zehentstadelmuseum in der Dorfmitte.

Die zuerst genannten Geräte begeistern mich, weil sie ideal sind für Blühwiesen, die man auch einmal höher wachsen lassen kann und damit seltener mäht. Da sind Bäume mit tiefer stehenden Leitästen kein Problem mehr. Dürres, zähes Gras vom Vorjahr ist spätestens bei wiederholtem Drüberfahren „hinüber“ – vorausgesetzt, man passt die Geschwindigkeit des kinderleicht regulierbaren Stufenantriebs entsprechend an.

 

Ran an die Bäume

Inzwischen war ich mit Maske ausgerüstet beim STIHL-Händler, wo mich das Team trotzdem erkannte und mich geduldig an den Leihgeräten unterwies – nicht ohne gebührenden Abstand.

Das erste Teil setzte ich bald im Ernstfall ein. So fällte ich mit der Akku-Motorsäge MSA 200 C-B zwei dürre Fichten, die unten immerhin einen Durchmesser von über 30 cm aufwiesen. Zwei Akkus (AP 300 sind zu empfehlen!) hatte ich mitgenommen, doch der erste reichte locker für das Ein-Meter-Stückeln und die komplette Entastung aus. Der dritte Baum wäre also noch drin gewesen, doch hier fehlte zum Zeitpunkt der Aktion der geeignete Traktor zum Anziehen.

Mit dem 35-cm-Schwert war in diesem Anwendungsbereich keinerlei Leistungsunterschied zu einem Benzingerät festzustellen – im Gegenteil: deutlich leiser, viel leichter in der Handhabe, ohne Kolbenhub entsprechend vibrationsarm und ganz ohne das typische Anwerfen, das mein Arm mit seinen ersten Verschleißerscheinungen sicher nicht vermisst.

Bereits vor der Fällung hatte ich die unteren Äste eines Baumes mit dem Multifunktionsgerät DUX60 von Makita entfernt. Weil es nach einigen Ästen immer wieder mal den Überhitzungsschutz oder Tiefentladung anzeigte, schien mir die Kontaktaufnahme mit der Technikhotline ratsam. Es meldete sich ein freundlicher Mann, der die Geräte offensichtlich sehr gut kennt. Während des Gesprächs kam ich zu dem Schluss, die Kettenspannung zu überprüfen. Ein wenig lockerer gezogen war das komplette Problem behoben und die Entfernung von tiefhängendem Geäst an einer Uferweide war gar kein Problem mehr.

Es lohnt sich also, den Fehler erst einmal bei sich selbst zu suchen, auch wenn ihn das Gerät anzeigt. Ein Makita-Gerät durch übertriebenen Einsatz kaputtzukriegen, dürfte im Akkusegment eher schwierig sein.

 

Gestrüpp oder Gras?

Ich hatte mehrere Aufsätze zur DUX60 erhalten. So montierte ich ein Teil, das auf der Verpackung als „Gestrüppschneider“ definiert wurde.

Mit meinem süddeutschen Verständnis und gewisser Neigung zum „Abholzen“ versuchte ich mich an wild wachsenden Bodentrieben an einem Ahornbaustumpf. Doch die Maschine quittierte den Dienst sofort. Die Schneidevorrichtung blieb auf der Stelle stehen und wenn ich dennoch fortsetzen wollte, schaltete das Gerät eben ab.

Selbstkritisch wandte ich mich auch diesbezüglich an den erwähnten Techniker, der unter Gestrüpp eher „Unkraut“ verstanden haben wollte und mich geduldig unterwies, dass es sich um einen Bodenschneideaufsatz handelt, um Rasen im Randbereich zu stutzen – da, wo der Rasenmäher schlecht hinkommt.

Tatsächlich, sobald ich es im Brennnesselnest versuchte, mochte das Gerät die alten, leicht verholzten Stiele aus dem Vorjahr nicht leiden und stockte auf ähnlich Weise wie vorhin beschrieben. Doch als ich bestimmungsgemäß Grasrandbereiche entlang von Fundamenten oder Randeinfassungen mähte, entpuppte sich das Makita-Patent als echter Helfer für zielgerechtes Arbeiten. Es gab keine verschlissenen Rotiermesser oder abgerissene Schnüre wie bei Trimmern, nichts flog in der Gegend herum. Entlang von Gräbern ist so etwas sicher ebenfalls sehr angemessen.

Die Schneidmesser sind nicht das einzige vernehmbare Geräusch: Auch die zahlreichen Vögel und Frösche aus dem nahen Flussbiotop lassen sich dem Gehör nach sehr gut wahrnehmen.

Nun müssen nur noch die Übersetzungen auf der Verpackung und in der Bedienungsanleitung angepasst werden. Englisch „Ground Trimmer Attachement“ hätte gepasst – und im Deutschen bleiben wir dabei, dass Gestrüpp eben verwilderte Büsche sind, die nunmal auch aus Gehölz bestehen. Das ändert nichts daran, dass die Makita-Bauteile zu Recht von vielen Profis gekauft werden.

 

Akkutechnik beim Mähen und Mulchen

Nun aber endgültig zu Gras und Rasen! STIHL stellte auch den RMA 765 V im Set mit AR 3000 L zur Verfügung. Die AP-300er-Akkus verwendete ich mit dem Doppelakkuschacht ADA 700 – alles kinderleicht mit einem Klick einsetzbar.

Geräuscharm ging es entlang einer Anhöhe in der Ortsmitte entlang. Das Zwei-Messer-Mähwerk mit synchronisierten Messern füllt mit einer Schnittbreite von 63 cm bei doch schon etwas höherem Gras recht schnell den 80-Liter-Grasfangkorb. Ein passendes Mulch-Kit als Zubehör, das im Augenblick nicht zur Verfügung stand, hätte die Graspartikel bei sehr gutem Schnittbild wieder direkt dem Boden zugeführt.

Das geräuscharme Arbeiten ist ebenso vorteilhaft wie der stromsparende Eco-Modus, der sich stets an die jeweils nötige Leistung anpasst. Gerade auf dieser öffentlichen Fläche mit laufend wechselndem Bewuchs direkt im Umfeld eines Felsendenkmals fällt so etwas gleich auf.

Durch den elektrischen Vario-Antrieb lässt sich das Tempo individuell anpassen, wie das auch bei den SABO-Geräten der Fall ist. Klar, dass es hierfür auch Gefühl braucht, um den Rasenmäher hier bestmöglich auszunutzen und gerade auf fetten Wiesen bei nicht zu hohem Gras ein optimales Schnittbild zu erzeugen.

Durch das bequeme Umschwenken des Lenkers lässt sich das Gerät – wie in meinem Fall – im Handumdrehen wieder im PKW-Kombi verstauen.

Ebenfalls robust kommt der LB 548i von Husqvarna daher. Dieser Mulchmäher – wie schon die vorher getesteten Geräte für den kommerziellen Volleinsatz entwickelt – macht mit seinem Aluminium-Mähdeck einen stabilen Eindruck. Der Holm ist höhenverstellber und verfügt über eine seitliche Verstellmöglichkeit, was in Hanglagen seinen Charme hat. In kürzester Zeit ist er abgeschraubt, sodass sich der Mäher kompakt im Pkw-Kombi verstauen lässt.

Ich nahm mir u. a. eine Streuobstwiese auf kommunalem Grund vor, wo das Gras nach lang ersehntem Regenfall eine gewisse Höhe erreicht hatte. Stets hatte ich den Akkuladestand vor Augen, weil die Anzeige direkt am Holm angebracht ist. Die beiden Akkus entladen sich nacheinander und die PowerBoost-Motorsteuerung passte die Drehzahl an die Grashöhe an. Um voranzukommen, muss der Husqvarna geschoben werden. Marschierte ich langsamer, wurde entsprechend weniger Energie verbraucht. Sobald ich schneller voranging, mähte er zwar brav, aber die Akkus entluden sich dementsprechend auch rascher.

Wer hier etwas mehr Zeit mitbringt, dürfte effizienter sein. Husqvarna wirbt mit einer aktiven Akkukühlung für eine längere Lebensdauer der Akkus und weist auf den Allwettereinsatz IPX4 hin. Persönlich zog ich erstmal den Einsatz im Trockenen vor.

Etwa 500 qm mit überwiegend nicht ganz einfachem Bewuchs mulchte der Mäher mit 48 cm Arbeitsbreite und ordentlicher Verteilung mittels seiner BioClip®-Methode weg, dann war Schluss. Den Rest besorgte dann wieder mein alter Benziner, der gewöhnlich Zicken macht, diesmal aber so eifersüchtig zu sein schien, dass er auf einmal seinen Dienst gab wie kaum jemals zuvor. Doch auch hier hatte ich es wieder mit viel mehr Vibration, Motorgeräusch und natürlich Abgasen zu tun!

 

Fazit

Einige weitere Geräte konnten bis Redaktionsschluss umständehalber noch nicht getestet werden – ein Bericht darüber muss an anderer Stelle erfolgen.

Für Mitarbeiter des Bauhofs haben die getesteten Produkte mit all den anderen Angeboten, die es auf dem Markt gibt, klare Vorteile: Abgase, Lärm, Vibration – alles entweder nicht vorhanden oder stark reduziert. Der Fürsorge für Beschäftigte mit weniger Krankheitspotenzial kommen selbst höhere Anschaffungskosten sicher entgegen. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass es lärmsensible Umgebungen in Wohnsiedlungen gibt oder Orte wie den Friedhof, wo es Besucher einem danken werden.

Bei der Anschaffung stellen sich natürlich auch noch andere Fragen:

  • Welche Leistung wird benötigt und wie lange soll mit den Gerätschaften gearbeitet werden?
  • Wie ist das mit Größe und Gewicht des Akkus?
  • Gibt es dauernden Einsatz oder eher gelegentlichen?

Meistens sind die Akkus – wenn mehrere davon vorhanden sind – schneller wieder geladen, als sie beim Betrieb entleert werden. Die Verfügbarkeit mobiler Ladegeräte und Kompatibilität mit anderen Geräten sind ebenfalls Dinge, die bei der Anschaffung in Erwägung zu ziehen sind. Dann wieder gibt es die Option rückentragbarer Akkus.

Mögen all diese Fragestellungen auch auf eine langfristige, nachhaltige Planung mit gewisser Bindung an eine bestimmte Marke hinauslaufen, wird doch deutlich, dass es je nach Einsatzbereich das eine oder andere Gerät gibt, bei dem es ein Hersteller geschafft hat, einem bestimmten Bedarf am besten zu entsprechen.

Dieser Bericht soll Appetit machen, unverbindliche Testangebote von Herstellern oder Händlern ruhig in Anspruch zu nehmen und gerne auch den anschließenden Service nach eventuellem Kauf zu hinterfragen. Die Qual der Wahl lässt sich so sicherlich auf das nötigste Maß beschränken.

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