MEIN TEAM UND ICH

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Text: Christine Lendt | Foto (Header): © Bauhof Lech

Imagevideos auf Social Media oder einer Homepage lassen sich spannend gestalten und erreichen viele Menschen. Welche Wirkung sich schon mit einfachen Mitteln erzielen lassen, zeigen zwei Beispiele.

Auszug aus:

der bauhofLeiter
Ausgabe April 2023
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Da staubt die weiße Pracht in großen Wolken, weil sich die Schneefrässchleuder vor dem Alpenpanorama durch die meterhohen Massen frisst. Da klettert ein Mitarbeiter dem Himmel entgegen, um den Lawinenwächter zu befüllen, der für Sicherheit im bekannten Wintersportort sorgt. Auf einem weiteren Bild geht es mit dem Steyr 6200 CVT samt Pflug durch die vereisten Dorfstraßen, aufgenommen aus der Fahrerperspektive.

Spektakuläre Bergwelten und moderne Maschinen: Mit solchen Motiven und Videosequenzen hat der Bauhof im österreichischen Lech am Arlberg schon viele Fans gefunden – und mehr Verständnis der Bürgerinnen und Bürger gewonnen.

 

Bauhof Lech: Wochenrückblick per Video

Mit der bildstarken Selbstpräsentation auf der eigenen Homepage (www.bauhof-lech.at) betreibt der Bauhof eine konsequente Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. In der Rubrik „Was wir gerade tun. 52 Wochen pro Jahr“ werden die aktuellen Leistungen übersichtlich präsentiert, sowohl als wöchentliche Fotostrecke als auch im Wochenrückblick per YouTube-Videos.

In den Kurzfilmen erfahren die Zuschauenden innnerhalb von 90 oder 120 Sekunden, was der Bauhof Lech in der jeweiligen Kalenderwoche gemacht und geschafft hat. Auch hier reicht die Sprache der Bilder aus, untermalt mit passender Musik, um zu verkünden:
Seht her, wir sorgen dafür, dass in unserer Gemeinde alles funktioniert und die Mittel dafür sinnvoll eingesetzt werden! So ist z. B. zu sehen, wie im Sommer Stromkabel verlegt oder Wege mithilfe des Steyr 6240 CVT saniert werden. Innenaufnahmen zeigen etwa, wenn Mitarbeiter des Bauhofs eine Halle des Sportparks Lech für ein Konzert der Trachtenkapelle vorbereiten, mit ihren Maschinen ein regionales Kunstprojekt unterstützen oder in der Werkstatt die Holzliegen für die Wanderwege reparieren. Dies alles und noch vieles mehr lässt sich auf der Webseite über das Untermenü „Aktuelles“ anklicken und bis ins Jahr 2015 zurückverfolgen.

Die Idee, Imagevideos zu produzieren, hatte damals Bauhofleiter Günter Schneider selbst. Zuvor beschränkte sich die Öffentlichkeitsarbeit auf ein paar per Mail versendete Newsletter und Gemeindeblätter pro Jahr. „Es war der Wunsch unserer Gemeinde, mehr auf diesem Gebiet zu machen, weil die Bevölkerung dann noch besser aufgeklärt wird. Deswegen haben wir es so umgesetzt“, sagt Schneider. Damit das Ganze in einer Hand ist, beauftragte er seinen Stellvertreter Marc Gusner damit, der sich seither um die Homepage sowie den Facebook-Auftritt und die jeweiligen Inhalte kümmert, v. a. also um sämtliche Fotos und Videos.

Eine Aufgabe für alle
Ein weiterer Auftrag des Chefs lautete: Alle Mitarbeitenden müssen – wenn die Situation es gerade zulässt – während der Arbeit Fotos machen und möglichst auch für ein paar Sekunden Videos aufnehmen, damit immer genügend Material vorhanden ist. Insgesamt sind es, je nach Saison, bis zu 22 Beschäftigte, darunter eine Mitarbeiterin. Das ist viel, gemessen an den rund 1.600 Einwohnern, die in Lech am Arlberg wohnen.

Das Bildmaterial senden alle abends per „WhatsApp“ an Marc Gusner. Seine Aufgabe ist, die schönsten Aufnahmen online zu stellen und einige Videosequenzen zu einem Wochenrückblick zusammenzuschneiden, der auf YouTube veröffentlicht wird und über die Homepage des Bauhofs aufrufbar ist.

Eines ist den beiden von der Bauhofleitung allerdings wichtig: Die anstehenden Arbeiten haben Vorrang und dürfen nicht durch die Foto- und Videoaktionen beeinträchtigt werden.

Deswegen hält Marc Gusner die technische Umsetzung so simpel wie möglich: „Wir machen fast alles mit den Kameras unserer Smartphones und bei den Videosequenzen handelt sich immer nur um fünf, sechs Sekunden. Das ist für uns vertretbar, zumal es keinen Unterschied macht, ob ein Kollege, der z. B. sowieso gerade warten oder zuschauen muss, einfach nur daneben steht oder kurz mal sein Handy verwendet.“ Falls die Arbeiten selbst das nicht zulassen, wird auf das Fotografieren oder Filmen verzichtet und Gusner fährt den Mitarbeitenden in seinen freien Stunden hinterher, um die Aufgaben selbst nachzuholen. Zum Schneiden der Videos nutzt der 43-Jährige ebenfalls sein Smartphone und eine vorinstallierte App. „Mit der komme ich ganz gut zurecht und mache es komplett in meiner Freizeit.“

Unterwegs mit der eigenen Drohne
Weil dies alles auch zu einer Leidenschaft und seinem Hobby geworden ist, hat sich Marc Gusner zusätzliches Equipment auf eigene Kosten angeschafft, das er einsetzt, wenn es mal um einen aufwendigeren Film geht. Wenn z. B. gerade ein Meter Neuschnee gefallen ist und die Schneeräumgeräte ausrücken müssen, montiert er auch mal eine GoPro an einen Pflug oder eine Fräse. Mit dieser wasserdichten Outdoorkamera, die auch Erschütterungen ausgleichen kann, lassen sich an der Maschine aufstiebender Schnee und ähnliche Action effektvoll einfangen.

Auch eine Drohne hat sich der stellvertretende Bauhofleiter zugelegt und den mittlerweile erforderlichen Drohnen-Führerschein bestanden. Das Gerät packt er gern mal ein, wenn er am Wochenende mit seinen Kindern Ausflüge in die Bergwelt macht oder alleine unterwegs ist. „Dann fliege ich damit den Kollegen hinterher, während sie z. B. gerade mit Pistenraupen unsere Winterwanderwege präparieren, und schaue, dass ich den einen oder anderen guten Shot oder eine spannende Sequenz zustande bekomme.“ Entdeckt hat er seine Leidenschaft erst durch die Bauhofvideos, die zunächst nur über einen Kanal bei Facebook veröffentlicht wurden, bis sich die Bauhofleitung entschied, auch eine eigene Homepage zu kreieren, um alles noch besser präsentieren zu können.

Ein voller Erfolg
Auch hier fuchste sich Marc Gusner selbst in die Sache rein und gestaltete den Internetauftritt im Baukastensystem. Die Homepage pflegt er weiterhin selbst – ebenfalls nach Feierabend. „Das ist super zu handeln, die Bilder lassen sich leicht hinzufügen und ich brauche dafür keinen IT-Experten oder Informatiker.“ Obwohl dabei mit Vorlagen gearbeitet wird, findet er das System relativ flexibel. „Und die Homepage läuft auch ziemlich gut.“ Es ist eine Aufgabe, die ihm Freude macht. „Es wird zwar nicht alles bezahlt, aber mir liegt ja auch selbst etwas daran und es ist mein persönliches Herzblut, dass die Menschen unseren Bauhof Lech in seinem besten Licht sehen.“ Selbst im Urlaub juckt es ihn in den Fingern. „Egal wo, ob ich gerade in Afrika oder Amerika bin, die aktuellen Fotos versuche ich täglich online zu stellen“, sagt er schmunzelnd.

Marc Gusner ist aber auch bewusst: Der Bauhof Lech bietet für Imagevideos besonders gute Voraussetzungen mit seiner landschaftlich attraktiven Lage, dem ansehnlichen Maschinenpark und einer vergleichsweise großen Belegschaft. Auch Günter Schneider stellt immer wieder fest, dass die Bemühungen eine hohe Resonanz haben. „Man sieht es ja an den Klicks und den Followern“, freut er sich. Und weil das Internet keine Landesgrenzen kennt, erreichen die Bilder und Videos auch viele Interessierte außerhalb der Gemeinde. „Ich kriege fast wöchentlich einen Anruf von anderen Gemeinden in Österreich und bis nach Deutschland raus.“ Viele haben sich die auf den Fotos präsentierten Maschinen angesehen und erkundigen sich dann z. B., wie das jeweilige Gerät läuft. Oft möchten auch Bürgermeister oder Beschäftigte von anderen Bauhöfen gern wissen, wie man in Lech „das mit den Videos macht“. „Unsere Öffentlichkeitsarbeit kommt schon sehr gut an und die Leute in den Gemeinden interessieren sich dafür.“

 

Bauhof Altdorf: Ein Film mit sechs Kapiteln

Auch in Deutschland haben Bauhöfe das Potenzial von Imagevideos erkannt. Auf YouTube sind einige Filme verschiedener hiesiger Gemeinden zu finden, jeder ist auf seine Weise kreativ. In der Stadt Altdorf bei Nürnberg setzt man ebenfalls auf Luftaufnahmen und andere spektakuläre Perspektiven, ergänzt durch einen Off-Sprecher und O-Töne der Mitarbeitenden. So ist ein rund sechsminütiges Video mit sechs Kapiteln entstanden. Der Titel: „Was macht unser Bauhof eigentlich?“ (Direkter Link: www.youtube.com/watch?v=-NKYaONjjUo). Die Antwort gibt gleich zu Beginn die Stimme aus dem Off: „Ich kann euch sagen: vieles, von dem Ihr bisher noch nichts wusstet.“ Es folgen die einzelnen Kapitel, in denen die zuständigen Personen ihre Tätigkeitsbereiche erklären, angefangen mit dem damaligen Bauhofleiter Roland Aringer.

Der Blick hinter die Kulissen
Die Zuschauer erfahren u. a., dass dank des Bauhofs Altdorf die Straßen sauber bleiben – mit Aufnahmen von Kehrmaschinen in Action – und sich Mitarbeiter um den Müll kümmern. Bilder aus dem Aufgabenbereich Bauwirtschaft zeigen, wie ein neuer Weg vom Seniorenhof zum Supermarkt geschaffen wurde, ein Löschteich, ein Brunnen, der Vorplatz der Kirche saniert und die Bordsteine an einer Straße barrierefrei gemacht wurden.

Auch der damalige stellvertretende Bauhofleiter mit seinen Aufgaben wird vorgestellt: Torsten Rosenau, der inzwischen die oberste Leitung übernommen hat, erläutert, wo sich Geld sparen lässt, weil der Bauhof die Arbeiten selbst übernimmt und aktuell „günstiger als jede externe Firma“ die Bordsteine saniert. Das nächste Kapitel startet mit Peter Gröbel, dem Vorarbeiter des Grüntrupps, der die dort anfallenden Aufgaben erläutert, wozu Bilder eingeblendet werden mit Geräten wie „Stella“, dem ferngesteuerten Rasenmäher.

Im fünften Kapitel geht es um eine Besonderheit des Bauhofs Altdorf: die eigene Schreinerei. Und die Zuschauer erfahren: Hier werden u. a. Ruhebänke gefertigt, ebenso Hütten für den Weihnachtsmarkt, Mülleimer für die „Wallenstein“-Festspiele und Tische aus dem Rathaus renoviert. Der Mitarbeiter Willi Prem erklärt auch, welche Herausforderung es bedeutet, die Wanderwege in der Umgebung herzurichten.

Es folgt das letzte Kapitel mit Bianka Schmid aus dem Bauhofbüro, die Anfragen der Bürger entgegennimmt, wenn etwa der Rasen auf dem Spielplatz wieder zu hoch oder ein Straßenschild eingewachsen ist. Und am Ende wird der Satz eingeblendet „Wir sorgen dafür, dass ALTDORF am Laufen bleibt“, mit einem schönen Blick über die Stadt.

Crossmediale Pressearbeit
Für Bauhofleiter Torsten Rosenau hat die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einen hohen Wert, weil der städtische Bauhof und die Beschäftigten im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen. „Darum erläutern wir transparent für die Bürgerinnen und Bürger, was die Kollegen leisten. Dazu gehören auch viele Arbeiten, z. B. im Straßenunterhalt, die deutlich teurer wären, wenn sie an externe Firmen vergeben werden würden.“

Wichtig ist dem Bauhof-Team und der Gemeinde auch, genau zu erklären, nach welchem Plan der Winterdienst in Altdorf geleistet wird. Für diese sog. crossmediale Pressearbeit, also Veröffentlichungen in der Zeitung, im eigenen Mitteilungsblatt und in den sozialen Medien, ist Susanne Voss zuständig, die Pressereferentin der Stadt Altdorf. Sie konzipiert und dreht auch Reels, Kurzvideos, die in den sozialen Medien der Stadt Altdorf spielen. Wie sie das macht? „Die Reels drehe, schneide und vertone ich mit einem Smartphone. Dabei reicht das Spektrum von Live-Videos bis hin zu Reels, die zielgruppenrelevante Themen in einer Bildabfolge zeigen, die ich dann mit einem Voiceover kommentiere. In der Regel ist das eine Fall zu Fall-Entscheidung.“

Das „A-Team“
Die Idee, den eigenen Film zu produzieren, stammte vom Team des Bauhofs, wie Torsten Rosenau berichtet. „Wir freuen uns, dass das auf offene Ohren gestoßen ist und wir ein so professionelles Imagevideo auf YouTube umsetzen konnten.“

Aber wie kommt diese Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an? Inwiefern profitieren Bauhof, Gemeinde und Einwohnerschaft davon? „Die Resonanz ist sehr positiv“, lautet das Fazit des Bauhofleiters. „Alle Videos sind reichweitenstark und werden sehr wertschätzend von unseren Userinnen und Usern kommentiert. Das gilt auch für die Berichterstattung in den gedruckten Medien.“ Der städtische Bauhof Altdorf ist in der Gemeinde inzwischen als „ATeam“ bekannt. „Das freut uns sehr, denn natürlich ist dann auch die persönliche Begegnung der Kollegen vom Bauhof mit unseren Bürgerinnen und Bürgern sehr offen und freundlich.“

Auch über den Facebook-Account der Stadt erfährt die Bevölkerung einiges, etwa Ende Februar 2023, als die 16-Jährige Leni gezeigt wird, die bei der Stadt Altdorf ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten absolviert und derzeit beim Team der Öffentlichkeitsarbeit erste Erfahrungen in diesem Bereich sammelt. „Heute lernt sie, wie man ein Video produziert und dazu einen Text einspricht 😊😊 Leni macht das ganz hervorragend und ihr könnt hier bald das Ergebnis sehen 👍👍“, postet dazu Susanne Voss. Wenige Tage später können die Userinnen und User das Video bewundern.

Die Autorin

Christine Lendt Freie Journalistin und Autorin
www.recherche-text.de

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